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Gemeinsam für Long Covid-Patienten

Die Langzeit-Auswirkungen einer Corona-Erkrankung sind weiterhin nicht vollständig erforscht. Einer neuen Umfrage zufolge leiden mehr Patienten unter Long Covid als bisher angenommen. Das stellt Mediziner und Betreuer vor neue Herausforderungen.

Sven Strübing hat es durch seine Corona-Erkrankung voll aus dem Leben gerissen. Im Februar dieses Jahres war der 57-jährige Potsdamer an einem Tag morgens noch arbeiten. Abends lag er schon im künstlichen Koma. Fast vier Monate ist das jetzt her. Erst im Mai wurde er von einer Intensivstation in die Reha nach Wandlitz (Barnim) verlegt. “Das Einzige, was noch ging, waren die Arme. Und die Beine waren total ohne Muskeln, ohne den Antrieb, überhaupt was zu machen”, sagt Strübing.

Multiorganversagen, Schlaganfall – Sven Strübing kämpfte viele Wochen gegen den Tod. Dass er es geschafft hat, gleiche einem Wunder, sagt Chefarzt Walter Christe bei der Abschlussvisite in der Brandenburg-Klinik in Wandlitz. “Sie haben es geschafft und es war ein weiter Weg. Ich weiß, was sie alles durchgemacht haben. Und das macht uns alle sehr froh”, sagte Christe.

Die Brandenburg-Klinik in Wandlitz ist auf Patienten wie Sven Strübing eingestellt, bietet ein breit aufgestelltes Reha-Programm. Und doch reichen die Kompetenzen nicht. Vor allem, wenn es um Erkrankungen an der Lunge geht. Die Brandenburger haben sich deshalb Kooperationspartner in Berlin gesucht – gleich hinter der Landesgrenze in Buch gibt es die Evangelische Lungenklinik.

Austausch mit Berliner Klinik

Zwei Mal in der Woche tauschen sich die Spezialisten aus und legen Therapiepläne fest. Dass sei ein Riesenfortschritt, freut sich der Chefarzt der Lungenklinik, Christian Grohé. Vor einem Jahr war das noch undenkbar. “Und dann haben wir ein Verteilungsnetzwerk gegründet in Berlin mit dem Senat, in Zusammenarbeit mit Brandenburg. So können wir sicherstellen, dass die Patienten, die dann keine intensivmedizinische Versorgung mehr benötigen, aber immer noch sehr sehr hinfällig sind, dass sie weiter zentral versorgt werden”, führt Grohé aus.

Wie die Kooperation aber honoriert wird, sei nach wie nicht geklärt, klagte Chefarzt Walter Christe. “Es gibt nach meiner Kenntnis bisher weder eine Fall-Pauschale noch eine Abrechnungsnummer. Aber ich denke, vom Konzept her ist es das Richtige für die Patienten und man muss jetzt schauen, wie eine Finanzierung funktionieren kann”, unterstrich er. Für Corona-Patient Sven Strübing sei aber alles geklärt. Seine ambulante Nachsorge steht. Jetzt will er nur noch “zurück ins Leben, das war immer mein Motto.”

Mit Material von Michael Lietz

Sendung: Antenne Brandenburg, 25.06.2021, 15:40 Uhr

Quelle: rbb24