Einweihung einer Gedenktafel

Einweihung der Gedenktafel für die Retterinnen und Retter von Dr. Walter Schönebeck

Es ist an der Zeit, an eine außerordentliche Geschichte von 3 Bucher Männern, 4 Frauen, 1 Kind und 2 französischen Kriegsgefangenen zwischen September 1943 und dem 20. April 1945 mit einer Gedenktafel in Buch zu erinnern. Sie bewahrten einen Bucher Arzt vor der Deportation und riskierten dabei fast ihre eigene Existenz. Einige der unvergessenen RetterInnen sind auf dem Friedhof der Schlosskirche in Berlin- Buch beigesetzt. Sie bewiesen Mut und Widerstandskraft, wo die Würde und Freiheit des Menschen auf dem Spiel stand. Sie versteckten den seit 1933 wegen seiner jüdischen Herkunft aus dem medizinischen Dienst entlassenen Arzt DR. WALTER SCHÖNEBECK, * 28. Juni 1883 † 31. Juli 1971 vor der weiteren Verfolgung durch das NS-Regime in einer trocken gelegten Jauchegrube auf dem Grundstück im Viereckweg 26. Die Namen der Retterinnen und Retter sind:

Rudolf und Minna Siegert, Eigentümer des Grundstückes Viereckweg 26

Gustav Adolf Ehrhardt, Rektor der Bucher Schule

Erna Grundmann und Tochter Inge Pape

Elisabeth Ströhmann

Rudolf von Gruner, Arzt in Buch

Emmi Haacke, Lehrerin in Buch

Zwei unbekannte französische Kriegsgefangene

Dr. Schönebeck, Sohn einer jüdischen Mutter und eines taubstummen Lehrers, besuchte zusammen mit seinem Bruder Erich in Berlin, im damaligen Zille-Viertel das Andreas Gymnasium, welches heute noch existiert. Nach dem Abitur studierte Walter Schönebeck in Berlin Medizin. Er legte alle Examen ab und nahm 1913 seine ärztliche Tätigkeit auf. Schönebeck fiel, anders als andere Ärzte, durch eine deutliche Zuwendung zu den Patienten auf. Missstände trug er schriftlich der Klinikleitung vor. Im Zusammenhang mit der menschenfeindlichen und antirassistischen Gesetzgebung der NS Regierung wurde Dr Schönebeck als Oberarzt aus dem städtischen Dienst entlassen. Mit der Entlassung aus dem städtischen Dienst mussten alle jüdischen oder politisch Missliebigen ihre Dienstwohnungen verlassen. Gegen 1936 zog er nach Buch in den Viereckweg. Gegenüber befand sich die Kunstschlosserei von Herrn Siegert. Das Wohngebiet gehörte zur sogenannten „Kolonie“ Buch mit nachweisbar politisch sehr unterschiedlich eingestellten Bürgern. Über die „Beschützergruppe“ und über die französischen Kriegsgefangenen ist nur wenig bekannt. Die beiden Franzosen waren im Kriegsgefangenenlager Am Sandhaus untergebracht. Sie waren in der Kunstschlosserei Siegert beschäftigt. Die politische Stimmung in der ,,Kolonie“ Buch war recht gespannt. Einige Bewohner lebten ganz selbstverständlich ihre nationalsozialistische Gesinnung aus und gehörten auch zu den Deutschen Christen. Die Gruppe der Retter und Beschützer von Dr. Schönebeck zählte sich damals allerdings zur Bekennenden Kirche. Sie waren auch in der Evangelischen Kirchengemeinde Buch aktiv. Nach Ende der Kriegshandlungen in Buch am 20. April 1945 nahm Dr. Walter Schönebeck seine ärztliche Tätigkeit im Klinikum wieder auf und wirkte mit am Aufbau einer Neurologischen Klinik und einer Krankenpflegeschule in Berlin-Buch.

Am Dienstag, den 29. Mai, 18 Uhr (voraussichtlich) wollen wir auf dem Friedhof der Schlosskirche eine Gedenktafel enthüllen, die an das couragierte Eintreten der Retterinnen und Retter des Dr. Walter Schönebeck erinnert. Wir freuen uns, wenn möglichst viele Menschen daran teilnehmen.

Text Rosemarie Pumb und Cornelia Reuter

Wir danken ganz besonders dem hartnäckigen Engagement von Rosemarie Pumb, die dieses Vorhaben initiierte und nicht müde wurde, sich für die Realisierung einzusetzen mit Hilfe der Berliner Senatsverwaltung, des Bezirksamtes Pankow, der Albatros gGmbH und der Evangelischen Kirchengemeinde Buch.

Posted on 27. April 2018. Bookmark the permalink. Leave a Comment.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert