„Das müssen die Menschen lernen“

“Tagesspiegel-Leute für Pankow”

„Das müssen die Menschen lernen“: Senatsbaudirektorin rät Anwohnern in Buch, nicht mit dem Auto zu fahren. Zum Abschluss haben wir noch eine weitere spannende Aussage der neuen Senatsbaudirektorin Petra Kahlfeldt, die im Bezirk für einige Aufregung sorgen dürfte. Im Tagesspiegel-Interview fragte mein Kollege Reinhart Bünger, wie denn die Verkehrsanbindung des neuen Quartiers Buch – Am Sandhaus aussehen solle. Immerhin seien mehr als 2000 Wohnungen geplant, und viele Neu-Bewohner würden vermutlich ihr Auto benutzen wollen.

Kahlfeldts Antwort: „Das Quartier am Sandhaus benötigt eine Verkehrsanbindung. Vor allem durch den Öffentlichen Nahverkehr. Es gibt einen S-Bahnhof Buch. Man ist gut beraten, von Buch aus nicht mit dem Auto zu fahren. Das müssen die Menschen vielleicht auch lernen.“

Im Norden Berlins brauchen die Menschen also keine Fahrschule, sondern eine Nicht-Fahrschule. Nichts gegen den ÖPNV, aber Kahlfeldts Aussage verwundert doch ein wenig. Schließlich hat sie bei ihrer Arbeit als Architektin das Auto stets mit im Blick gehabt. Sie hat jede Menge prachtvolle Wohnhäuser in etwas bevorzugteren Wohnlagen im Westteil der Stadt (um)gestaltet – und eine (Tief-)Garage gehörte in der Regel standardmäßig zum Ensemble dazu.

Ob Kahlfeldt ihre solventen Kunden wohl auch derart belehrt hat, dass man von Dahlem, Wilmersdorf oder Grunewald aus besser nicht mit dem Auto fährt? Weil die schicke neue Villa doch mit der S1 und dem M29 so super angebunden ist?

Vielleicht hat sie sich auch miss(verständ)lich ausgedrückt und meinte, dass sie selbst in Friedenau nicht auf einen Pkw angewiesen ist, um etwa ein Buch zu holen. Eine Homestory in der „Berliner Zeitung“ offenbarte unlängst, dass bei Kahlfeldts in der Tat ganz bescheiden Fahrräder zwischen Flügeltüren und Kleihues-Teppich geparkt werden. Das ist nicht nur nachhaltig, sondern vermutlich auch praktisch – zum Beispiel wenn Kahlfeldt nach erfolgter Lektüre aus dem Lesesaal in eines der neun Zimmer am anderen Ende ihrer pittoresken 400-m²-Wohnung gelangen will.

Nicht ganz ausgeschlossen ist aber auch, dass Kahlfeldt noch nicht besonders oft im Nordosten Berlins unterwegs gewesen ist – vor allem nicht zur Hauptstoßzeit per S-Bahn. Sonst würde ihr Urteil über die Verkehrssituation in Buch vermutlich etwas anders ausfallen. Aber das kann sie ja noch lernen – denn wie heißt es so schön: Aus Buchern wird man schlau.

Posted on 28. Januar 2022, in Uncategorized and tagged . Bookmark the permalink. Kommentare deaktiviert für „Das müssen die Menschen lernen“.

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