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Mit Herzblut gegen Hypertonie

Er hat sein Leben zu einem großen Teil der Erforschung des Bluthochdrucks gewidmet. Für seinen Einsatz ist Friedrich Luft nun geehrt worden: Die World Hypertension League hat ihm den „Peter Sleight Award for Excellence in Hypertension Clinical Research“ verliehen.

© Felix Petermann, MDC

Im Kampf gegen die Volkskrankheit Bluthochdruck (Hypertonie) stand Professor Friedrich Luft stets in der vordersten Reihe. Seine Neugier und den Einsatz für seine Patientinnen und Patienten hat sich der Arzt und Wissenschaftler bis heute bewahrt. Vor ziemlich genau 30 Jahren kam Luft an das damals neu gegründete Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC) und baute dort eine Arbeitsgruppe auf, die nach den genetischen Ursachen kardiovaskulärer Erkrankungen forschte. Und noch immer strebt der inzwischen 80-Jährige danach, den vielfältigen Ursachen des Bluthochdrucks und möglichen Therapieansätzen auf die Spur zu kommen. In absehbarer Zeit wird sich daran vermutlich auch nichts ändern.

Kurze Finger, hoher Blutdruck

Der World Hypertension League (WHL) ist Lufts Engagement nicht entgangen. Der internationale Dachverband zahlreicher Fachgesellschaften und Organisationen, die sich das Ziel, den Bluthochdruck zu besiegen, gemeinsam auf die Fahnen geschrieben haben, hat den deutsch-amerikanischen Forscher jetzt für sein bisheriges Lebenswerk geehrt: Am 17. Mai, dem Welt-Hypertonie-Tag, hat die WHL Friedrich oder, wie er in den USA genannt wird, Fred Luft mit dem „Peter Sleight Award for Excellence in Hypertension Clinical Research“ ausgezeichnet. „Ich freue mich natürlich sehr über diese Anerkennung meiner Arbeit“, sagt Luft, dessen wissenschaftliche Leistungen schon vielfach prämiert wurden. Peter Sleight sei ein renommierter britischer Kardiologe gewesen, den er auch persönlich gekannt habe.

Sleight starb genau in dem Jahr, als Luft die vielleicht wichtigste Studie seines Lebens publizierte: 2015 konnte er gemeinsam mit einem internationalen Team im Fachblatt „Nature Genetics“ berichten, dass es ihm gelungen war, das Geheimnis einer türkischen Familie, die er bis dahin schon mehr als 20 Jahre lang begleitet hatte, zumindest in Ansätzen zu lüften. Ein einheimischer Arzt hatte bereits in den 1970er-Jahren entdeckt, das in dem Dorf am Schwarzen Meer offenbar eine extreme Form von Bluthochdruck vererbt wurde, die mit einem gestörten Wachstum der Finger einherging. Kam in dem Dorf ein Kind zur Welt, beobachtete die Familie fortan aufmerksam dessen Hände. Blieben sie zu klein, war es wahrscheinlich, dass das Kind seinen 50. Geburtstag nicht erleben würde.

Ein mutiertes Gen war schuld

Luft war es, der schließlich ein mutiertes Gen als den Schuldigen ausmachen konnte. Die Erbanlage enthält die Bauanleitung für ein Enzym namens PDE3A, das sowohl den Blutdruck als auch das Knorpelwachstum mitbeeinflusst. Für den in Berlin geborenen Forscher, der im Alter von fünf Jahren mit seiner Familie in die USA auswanderte und erst 52 Jahre später in sein Heimatland zurückkehrte, war diese Entdeckung jedoch nur der Beginn vieler weiterer Forschungsprojekte. „Nachdem unsere Studie veröffentlicht war, meldeten sich zahlreiche Familien bei uns, die ähnliche Symptome hatten“, erzählt Luft. Auch deren Erbgut hat der Forscher analysiert. Im Jahr 2020 konnte er zudem gemeinsam mit seinem MDC-Kollegen Dr. Enno Klußmann im Fachblatt „Circulation“ zwei Tiermodelle für die Erkrankung vorstellen, die sie mithilfe der Genschere CRISPR/Cas9 generiert hatten. „Bevor ich aufhöre zu arbeiten, möchte ich noch herausfinden, was genau das Gen im Körper macht“, sagt Luft.

Denn seine Arbeit hat der studierte Biologe und Mediziner stets geliebt. Neben seiner Tätigkeit am MDC war Luft von 1993 bis 2010 Chefarzt für Innere Medizin und Nephrologie an der Berliner Franz-Volhard-Klinik. 2007 wurde er zum Direktor des neugegründeten Experimental and Clinical Research Center (ECRC) berufen, der Schnittstelle zwischen der Charité – Universitätsmedizin Berlin und dem MDC, und leitete es bis 2018. Ans Aufhören denkt Luft noch lange nicht. Er habe wenig Lust, sich auf ohnehin schon überfüllten Golfplätzen zu tummeln, sagt er. Und im Pflegeheim sehe er sich auch noch nicht. Viel lieber geht er derzeit dem Mysterium einer weiteren seltenen und besonders bedrohlichen Form des Bluthochdrucks nach: der malignen Hypertonie.

Faible fürs Ungewöhnliche

In den Kellern der Duke University in North Carolina sei er auf längst vergessene und verstaubte Akten gestoßen, die sein 1997 verstorbener deutscher Kollege Walter Kempner dort zurückgelassen hatte. Kempner gilt als Erfinder der Reis-Diät. „Mir liegen nun die Daten von rund 16.000 Menschen vor, die Kempner mit seiner Diät, die überwiegend aus Reis und Obst bestand, behandelt hat“, sagt Luft. „Ich würde wirklich gerne herausfinden, wie diese Diät genau aussah und was sie bei den Erkrankten bewirkt hat.“ Für dieses Ziel hat er gerade einen Antrag bei der DFG eingereicht. Er brauche ein bisschen Geld, sagt er, und Unterstützung bei der statistischen Analyse. Seltsame Fälle und ungewöhnliche Therapien – für beides schlägt Friedrich Lufts Herz seit jeher. Hoffentlich noch viele Jahre lang!

Text: Anke Brodmerkel

Weiterführende Informationen

Luft Lab/MDC

WHL

Quelle: MDC/19. Mai 2022

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