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Berliner Morgenpost: Neuer Bahnhof in Pankow für 15.000 Umsteiger pro Tag

Das Konzept für den Turmbahnhof Karower Kreuz sieht sieben Bahnlinien und Busse als Zubringer vor. Die BVG prüft eine neue Expresslinie

Berlin. Zwei Ebenen, sieben S- und Regionalbahnen und zunächst 15.000 Umsteiger pro Tag: Der Turmbahnhof Karower Kreuz wird ein Schlüsselbaustein im Verkehrskonzept für den Berliner Nordosten – und eine Antwort des Berliner Senats auf erheblich mehr Mobilität durch Zehntausende Zuzügler in Pankows neuen Wohnquartieren wie dem Blankenburger Süden. Wenn dieser Verkehrsknoten zwischen den heutigen S-Bahnhöfen Karow und Buch voraussichtlich Ende der 2020er-Jahre in Bau geht, sollen sich nicht nur neue Verbindungen aus dem boomenden Norden Pankows ins Stadtzentrum ergeben. Vor allem für Pendler aus Brandenburg entstehen Verknüpfungen, die chronisch verstopfte Straßen am Stadtrand entlasten sollen.

Thomas Schubert

Quelle: Berliner Morgenpost

Planungen für S-Bahn und Regionalverkehr

 

Verkehrsplanung Pankower Osten

Der Nordosten Berlins wächst – und mit ihm der Bedarf an der Nutzung des Öffentlichen Personennahverkehrs vor Ort. Um den Anforderungen gerecht zu werden, sind zahlreiche Aus- und Umbauten im Bereich des Schienenverkehrs geplant.

Schon heute sind die Züge der S2, S8 und S85 hoch frequentiert. Den S-Bahnhof Pankow passieren täglich etwa 60.000 Fahrgäste. Das Aufkommen wird auf der gesamten Stettiner Bahn bis Bernau in den nächsten Jahren deutlich steigen – auch wegen des möglichen Wohnungsbaus im Nordostraum. Um diesen wachsenden Bedarf aufzufangen, sollen zukünftig alle Züge der S2 mit acht Wagen fahren. Weiterhin ist die Einführung einer S-Bahn-Linie 6 geplant, die von Buch über Pankow und Ostkreuz nach Grünau fährt. Zudem soll die S2 nach Bernau im 10-Minuten-Takt fahren, was zu einer gleichmäßigeren Auslastung der Linie führen wird.

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Am Karower Kreuz entsteht ein Umsteigebahnhof zwischen S-Bahn und Regionalbahn. Damit ergeben sich von hier direkte Verbindungen nach Templin, Oranienburg, Eberswalde, Lichtenberg, Schöneweide, Flughafen BER, Wünsdorf und Ludwigsfelde. Auch die Erreichbarkeit einiger Wohngebiete in Karow und Blankenburg verbessert sich. Im Rahmen des Infrastrukturprojekts i2030 planen die Länder Berlin und Brandenburg gemeinsam mit der Deutschen Bahn und dem VBB einen breit angelegten Schienenausbau in acht Korridoren in der gesamten Hauptstadtregion. Einer diese Korridore ist die Heidekrautbahn nach Basdorf, Wandlitz usw., die aktuell noch am S-Bahnhof Karow stoppt. Sie wird zukünftig ebenfalls am Karower Kreuz halten. Damit werden am S-Bahnhof Karow Kapazitäten frei, um den S-Bahn-Verkehr dort zu verdichten.

Als ein weiteres i2030-Projekt wird die Verlängerung der S75 von Wartenberg zum Karower Kreuz untersucht. Neben der neuen Verbindung der S75 werden auf diesem Abschnitt derzeit die Grundlagen für zwei neue S-Bahnhöfe (Malchow Nord und Sellheimbrücke) ermittelt. In Zusammenhang mit den Planungen für eine S-Bahn-Werkstatt in Buchholz wird auch der Bau des schon früher angedachten S-Bahnhofes an der Bucher Straße vorbereitet. Er würde neben seiner Funktion als betrieblicher Bahnhof auch eine Erschließung des geplanten Gewerbegebiets Buchholz Nord ermöglichen und wäre eine Anbindung für die Anwohner*innen vor Ort. Zudem wird ein weiterer Bahnhof an der Schönerlinder Straße geprüft.

Kritik am Verkehrskonzept Pankower Osten

Kritik an “Verkehrskonzept” des Senats für Pankow. Da hat sich aber jemand mächtig Mühe gegeben: Die Senatsverkehrsverwaltung hat ihre Planungen für den Norden des Bezirks (unter anderem zur Erschließung des Neubaugebiets „Blankenburger Süden“) online gestellt. Ziemlich überraschend – weder das Bezirksamt noch die BVV wussten Bescheid von der neuen Senatswebsite zum Verkehr im „Pankower Osten“.

Seitenweise werden da neue Tram- und S-Bahn-Linien sowie Straßen in Pankow aufgelistet. Dazu gibt’s ein selbstgeführtes Interview mit Verkehrsstaatssekretär Ingmar Streese nur über unseren Bezirk. Kernaussage: „Leider wurde in den letzten Jahrzehnten viel versäumt, was den Ausbau des bestehenden Verkehrsnetzes in Pankow anbelangt. (…) Diese Defizite wollen wir beseitigen und mit einer nachhaltigen, modernen Verkehrs- und Mobilitätsplanung eine bedarfsgerechte Infrastruktur für heute, morgen und übermorgen schaffen.“

Dass sich Pankows Verkehrsprobleme heute, morgen oder übermorgen durch diese Website in Luft auflösen, erwarten die BezirkspolitikerInnen nach Lektüre des Online-Konvoluts allerdings nicht. Praktisch alles davon ist ihnen längst bekannt und wurde nun lediglich öffentlichkeitswirksam gebündelt:

  • eine neue S-Bahn-Linie zwischen Buch und Grünau über Ostkreuz (im Nahverkehrsplan als S6 bezeichnet, aktueller Planungsname S86)
  • künftig S-Bahnen mit 8 Wagen auf den Ringbahnlinien S41 und S42 und der S2 zwischen Buch und Lichtenrade
  • künftig S-Bahnen mit 6 Wagen auf der S8 zwischen Blankenburg und Zeuthen/Grünau und auf der S85
  • 10-Minuten-Takt auf der S2 zwischen Buch und Bernau
  • Bau des Umsteigebahnhofs Karower Kreuz samt Regionalbahnanschluss
  • Verlängerung der S75 über Wartenberg in Richtung Karower Kreuz
  • neue S-Bahnhöfe in Malchow Nord, an der Sellheimbrücke und an der Bucher Straße
  • Zudem wird ein weiterer Bahnhof an der Schönerlinder Straße geprüft
  • Verdichtung des U2-Taktes nach Pankow vom heutigen 4-Minuten-Takt zu einem 3,3-Minuten-Takt

„Das ist alles alter Wein in neuen Schläuchen“, wie der Pankower CDU-Fraktionsvorsitzende Johannes Kraft sagt. „Beim groben Durchklicken und Querlesen habe ich nichts Neues gefunden“, befindet auch Pankows Bürgermeister Sören Benn (Linke). Das sei „wohl eher eine Materialsammlung des Sachstandes“.

In der Tat: Weder beim Panke-Trail für Radfahrer gibt’s News, noch bei der Ausweitung des Busverkehrs. Bei den geplanten Straßen ist die Tangentialverbindung Nord (TVN) weiter genauso aufgelistet wie die „Verkehrslösung Heinersdorf“. „Das sind teilweise jahrzehntealte Planungen, die immer noch nicht an das veränderte Mobilitätsverhalten angepasst wurden“, kritisiert Kraft.

Ein echtes Verkehrskonzept jedenfalls, wie es aus Pankow auch durch das Bezirksamt seit langem von der Verkehrsverwaltung für den Nordostraum Berlins gefordert wird, „kann ich bisher nirgendwo erkennen“, erklärt Benn. „Das würde ja alle Verkehrsarten mit ihrem jeweiligen Modal Split unter Projektion einer bestimmten Bebauungs- und daraus abgeleiteten Bevölkerungsentwicklung integriert abbilden müssen.“ Dabei müssten etwa die Entwicklung der Pendlerverkehre und der Gewerbeflächenentwicklung mitberücksichtigen werden.

„Das ist kein Konzept, sondern ein Sammelsurium an ohnehin vorgesehenen Einzelmaßnahmen, die zudem teilweise nicht vor 2035 realisiert werden“, pflichtet Kraft bei. „Man denkt weiter nur in klein-klein.“ So solle der „Blankenburger Süden“ per Straßenbahn erschlossen werden, „aber niemand kümmert sich um die 2.500 Wohnungen, die 200 Meter nördlich am Karower Damm entstehen sollen. Niemand beschäftigt sich mit den 3.500 Wohnungen, die in Karow geplant sind.“

Ein echtes Konzept müsse „den gesamten Verflechtungsraum inklusive des Umlands betrachten“, so Kraft. Gerade die Pendlerverkehre würden weiter zunehmen, „und das wird da überhaupt nicht adressiert“. Warum die Senatsverwaltung das alles nun veröffentlicht habe, zudem mit vielen „veralteten Zahlen“, erschließe sich ihm nicht.

Eigentlich gibt es nur eine wirkliche News – die betrifft die Tram. Die aufgeführte Verlängerung der M2 samt Taktverdichtung sowie die neue Tramstrecke zwischen Bahnhof Pankow über das „Pankower Tor“ und Heinersdorf zum Pasedagplatz nach Weißensee sind zwar bekannt. Die Frage ist aber, wie insbesondere die Tramlinie M2 genau geführt wird – und zumindest da hat die Verkehrsverwaltung nun einen deutlichen Wink gegeben. „Im Rahmen der jetzt beginnenden Vorplanung kann die konkrete Trassenfindung in Anlehnung an die ermittelte planerisch zu bevorzugende Variante bestimmt werden.“

Soll heißen: Die „Vorzugsvariante“ wird weitestgehend realisiert, obwohl dafür bis zu 400 Grundstücke in der „Anlage Blankenburg“ enteignet und geräumt werden müssten. Auf die Einwände der BVV und ihren Alternativvorschlag geht die Verkehrsverwaltung dabei nicht ein. Zum ebenfalls umstrittenen Straßenbahnbetriebshof, der weitere Enteignungen nach sich ziehen könnte, ist nur so viel zu erfahren: „Mit dem Ergebnis der Standortuntersuchungen wird frühestens zur Jahresmitte 2020 gerechnet.“

(Quelle: “Tagesspiegel-Leute für Pankow”)

Mehrheit der Pankower Verordneten sprechen sich für die Straßenbahn nach Blankenburg aus

Die Erschließung des geplanten Neubaugebietes Blankenburger Süden soll über eine Straßenbahnverbindung erfolgen. Für den Bau einer U-Bahnstrecke vom Alexanderplatz in Richtung Norden gibt es unter den Bezirksverordneten keine Mehrheit.

Das wurde in der Diskussion eines Antrags von Linkspartei und SPD deutlich, die eine andere Streckenführung für die Verlängerung der Straßenbahnlinie M2 zum S-Bahnhof Blankenburg vorschlagen als die bisher vom Senat favorisierte. Beide Fraktionen fordern, dass die bisherige Vorzugsvariante von Heinersdorf zum S-Bahnhof Blankenburg zwischen Heinersdorfer Straße und S-Bahnhof überarbeitet wird. Ziel müsse es sein, dass die zukünftige Trassenführung in viel geringerem Maße in die Anlage Blankenburg eingreift, als bisher vom Senat vorgeschlagen. Würde die Senatsvariante umgesetzt, würden davon voraussichtlich 260 Grundstücke der Anlage betroffen sein. Das heißt, sie würden für den Bau der Straßenbahnverlängerung gebraucht. Die von Linken und SPD vorgeschlagene Streckenführung beträfe hingegen nur 60 bis 70 Grundstücke.

Hier finden Sie den gesamten Artikel von Bernd Wähner in der “Berliner Woche”